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Informationstafel zum 3-teiligen Wandbild des Malers Fritz Weißenborn

Zur Geschichte

Während der Sanierungsarbeiten des Gebäudekomplexes in den Jahren 1994 bis 1996 zeigten sich im Victoriateil (ehemalige Mädchenschule) des Hegel-Gymnasiums an einer Wand unter ca. 8-10 verschiedenen Farbschichten Teile eines Wandbildes.
Damals wurden durch Studenten der Fachhochschule Potsdam Teile des Mittelbildes und die beiden Seitenbilder freigelegt; zum Teil gekittet und retuschiert.
In den letzten Jahren konnten weitere Flächen des Wandbildes durch die Restauratorin Kathrin Bunzenthal freigelegt und Bildteile bereits komplett restauriert werden.

Bildinhalte

b 1Die grundlegende Thematik des 3-teiligen Wandbildes ist die Rolle der Frauen in Friedens- und Kriegszeiten. Dabei greift der Maler einerseits bekannte christliche Motive auf, zitiert aber auch bekannte Motive aus der europäischen Malerei.
Im Mittelteil des Bildes wird die Friedensthematik mit der Frau als Hüterin der Kinder, bei häuslicher und landwirtschaftlicher Tätigkeit dargestellt.

Die beiden Seitenbilder zeigen in der Thematik Krieg und Vertreibung. Auf dem rechten Bild b 2wird mit der älteren Frau mit dem Mantel Caritas- als Symbol christlicher Nächstenliebe, dargestellt sein. Diese beschirmt ja eine junge zerlumpte Frau mit Säugling. Der von Frauen umsorgte kranke Mann würde für Hiob, welcher alles verloren hat, stehen. Der Hund im Vordergrund hat b 3vermutlich eine Wächterfunktion- er schützt- stellvertretend für den abwesenden Hausherren- die Familie. Im unmittelbaren Bezug stehen immer der rechter Teil des Friedensbildes und das rechte Seitenbild- bzw. linker Teil des Friedensbildes und linkes Seitenbild. So ist im rechten Teil des Friedensbildes eine intakte Architektur dargestellt- im Seitenstück ist diese zerstört. Im linken Friedensbild gibt es im Hintergrund als Heimatsymbol ein Gewässer, welches auf dem Kriegsbild mit Schiffen verlassen werden muss. Wird mit dem rechten Seitenbild die Nächstenliebe der Frauen symbolisiert, so zeigt das linke eine Trauersymbolik. Die rothaarige Frau steht dabei symbolisch für Maria Magdalena und die Figur mit der grünen Kleidung für den vom Kreuz abgenommenen Jesus. Die linke Gruppe symbolisiert also dann die Verfolger.

Es werden hier christliche Motive verwendet, aber dennoch ist das Ganze keine christliche Darstellung. Diese Art der symbolischen Bildsprache wurde 1922 allgemein verstanden. Was das linke Bild anbelangt, könnte es sogar einen direkten politischen Bezug geben, da die deutsche Bevölkerung 1919/20 das Elsaß und Danzig verlassen mussten.

Malweise und Stil

Dieses 3-teilige Wandbild wurde 1922 von Fritz Weißenborn gemalt. Er war hier als Kunstlehrer an der Victoria-Schule tätig.
Es handelt sich um ein in mehreren Lagen gemaltes Ölgemälde über einer Bleistiftvorzeichnung. Die 3 Bilder können als Bildzyklus bezeichnet werden. Der Maler ist ganz eindeutig schon von den stilistischen Strömungen seiner Zeit beeinflusst. So arbeitet er recht farbenfroh und expressiv. Insbesondere auf die Plastizität seiner Figuren und Hintergründe sei in diesem Zusammenhang hingewiesen. Den Malprozess band er in seinen Unterricht ein. So standen beispielsweise Lehrerinnen und Schülerinnen für die einzelnen Porträts Modell.